Zwangspause

Tag 25- Zwangspause in Grantsville, MD (30.5.24)

Guten Morgen zusammen,

nachdem ich mich gestern Abend nun endlich ins urige Casselman Inn in Grantsville geschleppt hatte, habe ich gleich – parallel mit meinem Frauchen aus Deutschland – versucht, noch etwas in Sachen Fahrradreparatur zu erreichen. Leider war es schon etwas spät, doch zumindest konnte ich einige Emails versenden.

Der Händler in Florida zeigte sich zwar bemüht, verwies aber darauf, dass er einen „Warranty Case“ beim Hersteller Aventon eröffnen müsse und dieser in der Regel zwei Tage braucht, bis er antwortet. Ich habe auch den Hersteller selbst angeschrieben, aber auch noch nichts gehört.

Insofern heisst es, sich in Geduld üben.

So, die erste Nacht im Casselman Inn ist vorüber, voller schlafloser Stunden und mit viel Kopfkino. Mein Frauchen und ich haben uns beraten und wir denken, es macht keinen Sinn, in Grantsville länger auszuharren.

Also mache ich mich auf die Suche nach jemand, der mich morgen zur nächsten Autovermietung (Cumberland 27 Meilen entfernt) fahren würde, was garnicht so einfach ist. Erster Anlauf: negativ. Zweiter Anlauf: draussen vor dem Hotel spricht mich ein älterer Herr an, er wäre beim Altennachmittag gewesen und hätte von mir gehört. Und ja, er würde mich fahren. 1 Dollar pro Meile Entfernung. Klasse, sofort zugesagt.

Der ältere Herr ist pünktlich und ich steige um 7 Uhr morgens in seinen Minivan, draussen scheint die Sonne, aber es ist bitterkalt, im Schatten sogar mit Reif.

Er spricht Pennsylvania Dutch, das ist eine Mischung aus pfälzisch und hochdeutsch. Wir verstehen uns auf jeden Fall. Er erzählt von seinem Bruder, der letztes Jahr verstorben war und dessen Frau, einer gebürtigen Deutschen namens Ruth. Er selbst würde Ende Juni 90.

Die längere Zeit sei er im Auto und fahre die „Amish People“ von A nach B.

Als wir beim Autovermieter ankommen, ist der Abschied herzlich, als würden wir uns 20 Jahre kennen.

Das Leihauto bringt mich alsbald zurück nach Grantsville, wo mein Fahrrad auf mich wartet und wir uns zur nächsten Aventon-Werkstatt auf den Weg machen. Mit dem Inhaber Flynn Sanner hatte ich gestern schon geschrieben und er erwartete mich. Nach ein paar Tests stellte sich heraus, dass der Controller mit der Hauptplatine defekt war. Lieferzeit: 4 Wochen. Wir vereinbarten, dass ich mein Fahrrad erst mal dort lasse und wir unabhängig voneinander versuchen, eine Lösung zu finden.

In der Zwischenzeit fuhr ich weiter nach Pittsburgh, PA – um das Leihauto abzugeben und in einem Hotel nahe des Flughafens Stellung zu beziehen.

Heute war der große Tag, ich konnte endlich mein Fahrrad wieder abholen. Nach 2 vollen Tagen Müßiggang wurde es auch Zeit. Da die Werkstatt 85 Meilen entfernt war, brauchte ich ja wieder einen Leihwagen. Die Idee, vom Hotel zur Autovermietung am Flughafen zu Fuß zu gehen (knapp 11km), war angesichts des strahlenden Sonnenscheins verlockend und so stiefelte ich um halb 8 morgens los. Leider war google.maps nicht auf dem neuesten Stand, denn nach 7,5 Kilometern stand ich vor einem Stacheldrahtzaun. Also wieder zurück und doch einen Uber gerufen. Die Fahrt zur Werkstatt war hochinteressant, denn seit dem Urteil gegen Donald Trump steht das ganze Land in Flammen. Ausnahmslos jedes Haus hatte US-Flaggen gehisst und jedes zweite Haus „Trump 2024-Flaggen“. Sogar an einem großen Autohaus war ein 20m großes Banner mit „Trump 2024“ aufgehängt. Vielleicht haben die amerikanischen Bürger doch endlich die politischen Winkelzüge der aktuellen Regierung durchschaut und stehen nun (wieder) hinter einem Präsidenten, der alles für sein Volk gibt.

In der Werkstatt gab es ein paar Unstimmigkeiten, das zu erzählen ist aber nix auf die Schnelle – dazu mehr in unserem Buch. Auf jeden Fall steht mein Pferdchen jetzt wieder neben meinem Hotelbett und lächelt glücklich.

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